Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeite ich nun als Geschäftsleiter des Dachverbandes Schuldenberatung Schweiz. Vor meiner Bewerbung auf diesen Job war mir nicht klar, welche Bedeutung Schulden für weniger privilegierte Menschen haben. Mit der geplanten Revision des Schuldbetreibungs- und Konkursgesetzes (SchKG) kommt das Thema auf die sozialpolitische Agenda. Auf der Seite des Dachverbandes habe ich einige Blogbeiträge dazu veröffentlicht.
Konsumgesellschaft und Schulden
Schulden sind wirtschaftlich und politisch gewollt. Konsumkredite sollen die Wirtschaft ankurbeln. Die Haushalte sollen auf Pump Konsumgüter kaufen, die sie erst mit der Zeit abzahlen. Es braucht eine Möglichkeit, Menschen beim Scheitern eines Rückzahlungsplan zu entschulden. Dies ist eine notwendige flankierende Massnahme zu einem liberalen Konsumkreditgesetz.
Wohlstand auf Abruf: Schulden können jede und jeden treffen
In der Schweiz zählen sich die allermeisten Menschen zum Mittelstand. Ein sicheres Einkommen sorgt für ein Leben in Wohlstand. Verschuldung scheint keine Gefahr zu sein. Aber der Schein trügt: Schulden können jeden und jede treffen.
Für Scheitern gibt’s lebenslänglich
Die Management-Literatur ist vollen Lobes für die US-amerikanische Kultur des Scheiterns. Scheitern gilt dort als notwendiges Beiprodukt der Risikofreudigkeit. Anders gilt bei uns Scheitern als moralisch verwerflich. Der kulturelle Umgang mit dem Scheitern führt dazu, dass in den USA Überschuldete rasch eine zweite Chance erhalten, während sie in der Schweiz oft bis ans Lebensende und darüber hinaus in den Schulden gefangen bleiben.